Digitale Qualitätssicherung: BIM x FLOW x KI

Mit Building Information Modeling, kurz: BIM, hat die Digitalisierung des Bauwesens eine neue Dimension eingenommen. BIM ist eine Arbeitsmethode, bei der alle relevanten Bauwerksdaten digital modelliert, kombiniert und erfasst werden. Auch die Bayerische Hausbau setzt auf BIM und wendet es beim New-Work-Campus FLOW in Hamburg-Nord an. Bei dem Gemeinschaftsprojekt mit der MATRIX Immobilien Gruppe wurde jetzt geprüft, ob der Rohbau mit den digitalen Modellen übereinstimmt. 19 Teilmodelle kamen dabei zum Einsatz.

Was ist BIM?

BIM geht mit seiner 3-D-Modellierung weit über die traditionelle CAD-Zeichnung hinaus: Es integriert detaillierte Informationen zu jedem Aspekt eines Gebäudes in ein einheitliches virtuelles Modell, das seinen gesamten Lebenszyklus begleitet – vom Design über Planung und Bau bis hin zu Betrieb, Wartung und Reparaturen.

Das hat mehrere Vorteile: Architekten, Ingenieure, Bauunternehmer und alle anderen Beteiligten greifen immer auf denselben Datensatz zu, Änderungen am Modell sind in Echtzeit verfügbar. Muss das Gebäude dann auch in anderen Bereichen modifiziert werden, wird dies vom System angezeigt. Maximale Transparenz sowie eine optimale Kollaboration zwischen den Gewerken sind so garantiert, und durch die digitale Prüfung vor Baubeginn können Fehler in der Planung vermieden werden.

BIM erschafft aber weit mehr als einen digitalen Zwilling des Gebäudes. Es ist eine Datenbank, die das virtuelle Gebäudemodell mit verschiedensten Informationen anreichert: zu den technischen Systemen des Gebäudes wie Heizungs-, Lüftungs-, und Klimaanlagen oder Elektrik, mit Details über Haltbarkeit, Aussehen und Kosten von Baustoffen oder auch mit Nachhaltigkeitsdaten, die die Energieeffizienz des Gebäudes und seiner Systeme erfassen.

Reality-Check

Aber Bauen ist immer noch Handwerk. Es findet in der Wirklichkeit und damit materiell statt. Und das kann zu Abweichungen vom Entwurf führen. Deswegen wird beim Baufortschritt fortlaufend geprüft, ob Ausführung und digitales Modell übereinstimmen.

Jüngst wurde der Rohbau des FLOW einem Reality-Check unterzogen. Verantwortlich für die Aktion ist Irene Alonso, die für die BIM-Implementierung bei der Bayerischen Hausbau zuständig ist. Sie begleitet alle Projekte, die die Planungsmethode einsetzen.

„Mithilfe von Imerso, einer webbasierten Baumanagement-Software, können wir die Baustelle scannen und das digitale Abbild der realen Situation mit den BIM-Modellen abgleichen“, führt die BIM-Managerin aus. Dafür nutzt das Tool eine Kombination von künstlicher Intelligenz und „Computer Vision“, also eine automatisierte Auswertung visueller Informationen.

Die Kombination von Imerso und BIM eröffnet ganz neue Möglichkeiten der Qualitätssicherung. „Mit ihr können wir beispielsweise überprüfen, ob die Decken eben sind, was mit konventionellen Methoden sehr aufwendig ist. Die Software gleicht direkt vor Ort Ausführung und Modell miteinander ab und zeigt uns, ob es Abweichungen gibt und ob diese noch innerhalb des Toleranzbereichs liegen.“

Insgesamt besteht der gesamte Datenbestand des FLOW aus 19 Teilmodellen. „Nicht immer ist die Anzahl so groß“, erklärt Irene Alonso. Denn das FLOW ist ein sehr komplexes Gebäudeensemble. Es umfasst zum Beispiel Labore für den Mieter des Hauses 1, das Life-Science-Unternehmen Sysmex. Sie benötigen eine komplexe technische Ausrüstung. „Im Wohnungsbau fallen die Datenmengen geringer aus.“

Grüne Bauwende

Der Abgleich der Teilmodelle wird den gesamten Bauprozess begleiten. Und es werden noch viele Gebäude folgen. Denn mit dem FLOW ist der Startschuss für die nächste Phase der Digitalisierung bei der Bayerischen Hausbau gefallen. Ab sofort sollen alle Projekte mit BIM umgesetzt werden.

Das Ziel dabei ist, das Bauen schneller, besser, effizienter zu gestalten – und nachhaltiger: Nicht nur, dass BIM Daten rund um den Verbrauch und die Produktion von Strom und Wärme genau erfasst und damit die Energiebilanz des Gebäudes optimiert. In Zukunft wird die Bayerische Hausbau ihre BIM-Modelle mit einer Baustoffdatenbank verbinden. In ihr sind alle Materialien und Produkte registriert, die in einem Gebäude verwendet wurden. Damit gibt die Software Aufschluss über die Umweltverträglichkeit von Komponenten und führt an, ob diese wiederverwendet werden können. So wird ein zirkuläres Bauen möglich, das die grüne Bauwende auf eine neue Stufe hebt.

Über den Autor

Oliver Gruß
Leiter Kommunikation & Marketing

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