Bayerische Hausbau arbeitet im Rahmen von BEFIVE am Bauen der Zukunft

Wie sieht 2030 die Wertschöpfungskette für Bauwerke der Zukunft aus? Wie werden Gebäude in zehn Jahren betrieben? Und wie beeinflussen Technologietrends, wie automatisierte Datenerfassung, Robotik oder 3D-Druck, zukünftig Bauwerke?

BEFIVE, die Innovations- und Digitalisierungsplattform der Bau- und Immobilienbranche der UnternehmerTUM, Europas führendem Zentrum für Innovation und Gründung, wagt gemeinsam mit Partnerunternehmen – darunter die Bayerische Hausbau – und Experten aus der Wissenschaft den Blick in die Glaskugel. In den vergangenen Monaten hat sie mit wissenschaftlichen Methoden unter der Leitung von Prof. Dr. Ulf Pillkahn ein Bild der Zukunft erstellt. Das Visionsbild dient als Hilfsmittel, um Strategien für das Bauen und Betreiben von Morgen zu entwickeln, etablierte Prozesse und Strukturen zu überdenken und diese aktiv zu verändern. Die Partnerunternehmen der BEFIVE-Plattform nutzen das Visionsbild zudem als Leitplanke für gemeinsame, unternehmensübergreifende Projekte und Lösungen. Das Bild visualisiert die verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette und geht auf die Prozesse und damit verbundene Innovationen in den Bereichen Beschaffung, Vorfertigung, Bauen, Nutzung, Rückbau und Recycling ein.

Wir haben Dr. Jochen Nicolai, der als Leiter des Innovationsteams das Projekt auf Seiten der Bayerischen Hausbau begleitet hat, über die Zusammenarbeit und das gemeinsam erarbeitete Zukunftsbild befragt.

Wie kam es zu der Teilnahme der Bayerischen Hausbau am Visionsprojekt?

Dr. Jochen Nicolai: BEFIVE hat die Bau- und Immobilienbranche als wesentliche Branche identifiziert, in die in den kommenden Jahrzehnten Innovationen einziehen werden. Als Netzwerk haben sie sehr viele namhafte Unternehmen als Partner gewinnen können, mit denen sie verschiedene Projekte verwirklichen. Bislang ist das Netzwerk stark von Herstellern, Bauunternehmen und Planern geprägt gewesen. Die Stelle des Projektentwicklers und Bestandhalters war bislang unbesetzt. Wir passen dort gut hinein und bringen eine wichtige zusätzliche Perspektive mit, da wir nah am Kunden sind. Denn letztendlich ist es der Kunde, für den wir in der Prozesskette arbeiten und auf den wir uns fokussieren, um erfolgreich zu sein.

Wie sah Ihre Arbeit aus?

Angefangen hat alles damit, dass wir erst einmal Prozesselemente der Wertschöpfungskette identifiziert haben, die ein großes Potenzial für Veränderung haben. Hierzu gab es eine Vorphase, in der Studierende die Zukunftselemente initial klassifiziert haben. Im Anschluss haben wir Teilnehmer des Netzwerks über Deutschland verteilt in fünf Ganztages-Workshops, mitten in der Coronakrise, das Visionsbild erarbeitet, indem wir die Elemente und deren Einfluss bewertet und im Detail diskutiert haben. Darauf aufbauend haben wir dann, um die Zukunft möglichst greifbar zu machen, ein Szenario und mögliche Alternativen dazu entwickelt. Dabei haben wir als Entwicklungstreiber für die Branche die Komponenten Industrialisierungsgrad und ökologisch-politischer Veränderungsdruck abgeleitet.

Kann man mit dem Bild die Zukunft – vielleicht ein Stück weit – voraussehen?

Niemand kann die Zukunft der Branche wirklich voraussagen. Das zu behaupten, wäre vermessen. Die Vision soll vielmehr dazu anregen, sich über die eigene Position Gedanken zu machen und für das Unternehmen einen positiven Weg in die Zukunft zu beschreiben, auch wenn man diesen heute noch nicht komplett kennt. Eine Vision kann hilfreich sein, um sich strategisch auszurichten und sie kann auch einen gewissen Halt bieten, da Unsicherheit oftmals nicht so einfach zu ertragen ist und es sich leichter in die Zukunft blicken lässt, wenn man ein Bild vor Augen hat, das aufzeigt, wo es hingehen könnte. Dass, letztendlich alles oft anders kommt, als man es mal geplant hat, das gehört dazu. Dass man aber den groben Weg einigermaßen vorzeichnet, das ist ein Ziel und wichtiger Richtwert.

Was wir mit dem Visionsbild versuchen wollen, ist zur Reflexion anzuregen. Das Bild sagt nicht „so ist es“, sondern vielmehr „so könnte es sein“. Dazu werden viele Leute gute Ideen haben oder manche Aspekte auch ganz anders sehen und bewerten. Das ist durchaus gewünscht – der Diskurs darüber ist wichtig.

Wie geht es nun weiter?

Das Visionsprojekt ist abgeschlossen, aber im Rahmen von BEFIVE ergeben sich daraus sehr viele Initiativen, beispielsweise im Bereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Bei verschiedenen Projekten kooperieren einige der teilnehmenden Unternehmen bereits heute miteinander, um Teile des Bildes in die Realität umzusetzen und nicht nur auf dem Papier zu behalten. Daneben wird in Arbeitskreisen weiter an Elementen des Visionsbildes gearbeitet.

Was konnten Sie für sich mitnehmen?

Die Beteiligten haben sehr unterschiedliche Perspektiven auf den Markt und auch im Hinblick auf die kommenden Trends. Ich stecke jetzt beispielsweise nicht so tief in Themen wie CO2-neutraler Beton oder den Möglichkeiten der hohen Vorfertigungstiefe – das sind neue und spannende Fachgebiete, die uns auch betreffen.

Das Arbeiten im Team hat mir dabei extrem großen Spaß gemacht, so unternehmensübergreifend ganz verschiedene Perspektiven bei der Entwicklung unseres Visionsbildes und die damit verbundenen komplementären Denkweisen der Teilnehmer kennenzulernen. Auch war es toll, das in so einer nicht ganz einfachen Zeit wie dieser zu skizzieren, denn es ist ja ein positives Bild. Der Mensch spielt dabei eine ganz wichtige Rolle, obwohl die Technologien ganz neue Möglichkeiten bieten. Insofern hat es mich auch motiviert, weiter positiv in die Zukunft zu blicken.

Weitere Informationen unter www.unternehmertum.de