Vom Bierausschank im Gasthaus Betz im Jahr 1899 über die Produktion von Kopfweh-Tabletten des Schmerzmittelherstellers Togal – das etwa 5.100 Quadratmeter große Grundstück an der Ismaninger Straße in Altbogenhausen in München hat eine mehr als ein Jahrhundert alte Geschichte hinter sich. Im Frühjahr 2017 stellte die Bayerische Hausbau hier das Lagot, ein Wohn- und Büroensemble, fertig, Der ungewöhnliche Name erklärt sich, wenn man Togal von hinten nach vorne liest.
Lagot: ein Stück Geschichte in Altbogenhausen
Von der Schmerztablettenfabrik zum Wohn- und Büroensemble
Zusammen mit den beiden Architektenbüros Laux sowie Braun hatte die Bayerische Hausbau dieses einzigartige Projekt nach dreijähriger Bauzeit fertiggestellt. Entstanden ist ein Ensemble mit mehreren Wohnhäusern und einer unter Denkmalschutz stehenden Stadtvilla. In der „Alten Villa“ aus dem Neubarock war seit 1921 die Verwaltung des Schmerzmittelherstellers Togal untergebracht. Heute verfügt das von Grund auf restaurierte Gebäude über Büroräume im Erdgeschoss und zwei großzügig geschnittene Apartments im ersten sowie zweiten Stock. Das bisher ungenutzte Dach wurde zur Maisonettewohnung über zwei Etagen ausgebaut.
Zum Gesamtprojekt Lagot gehören auch ein markantes Bürogebäude, eine Tiefgarage, ein begrünter Gemeinschaftshof und der ebenfalls unter Denkmalschutz stehende St. Georgi-Brunnen aus dem Jahr 1901. Die Gestaltung der Neubauten wurde von Laux Architekten, München geplant. Für die Restaurierung und den Erhalt des denkmalgeschützten Bestandsgebäudes war das Büro Braun Architekten verantwortlich.
„Die ‚Alte Villa‘ war stark sanierungsbedürftig“, erinnert sich Diplom-Ingenieur und Architekt Maximilian Braun an den Beginn der Arbeiten. Der Keller musste trockengelegt, die Stuckdecken restauriert und die Haustechnik erneuert werden. Ein von den Togalwerken aufgebautes Geschoss wurde aus Gründen des Denkmalschutzes wieder abgetragen, das Salettl, eine Art Pavillon, als wesentlicher Teil des Hauses wieder errichtet. Durch die zehn Meter tiefen Ausgrabungen für die Tiefgarage unter dem Lagot musste die „Alte Villa“ vor einem möglichen Einsturz gesichert werden. Bei der Restaurierung wurden überstrichene Wandmalereien gefunden, zugemauerte Türen im Originalzustand oder auch historische Bodenbeläge unter Teppichen.
Ein Stück Geschichte wird erhalten
„Die größte Herausforderung beim Denkmalschutz ist, die Authentizität zu erhalten und das Erscheinungsbild des Gebäudes so wenig wie möglich zu verändern“, sagt Braun. Einen Kompromiss mit den Behörden habe es bei der „Alten Villa“ nur beim Einbau von Fenstern in das zuvor ungenutzte Dach gegeben. „Ohne dieses zusätzliche Licht hätten wir keine Maisonettewohnung bauen können.“
Für die Erhaltung eines Stücks Geschichte in Altbogenhausen musste sich Braun in die Historie des Togalwerkes einlesen, Archive durchschauen, Bilder und Stiche vergleichen. Insbesondere die Suche nach der ursprünglichen Fassadenfarbe sei sehr schwierig gewesen. „Am Ende haben wir ein Farbgemisch für das Denkmal gefunden, das der Originalfassung entspricht und später auch zur Referenzfarbe für alle weiteren Lagot-Gebäude wurde“, sagt Braun.
„Wir haben bei allen Arbeiten sehr eng und gut mit der Bayerischen Hausbau als Bauherren und der Denkmalschutzbehörde zusammengearbeitet“, sagt der erfahrene Architekt.
Zweifache Auszeichnung für das Lagot
Die Mühe der Restauration des Denkmals „Alte Villa“ hat sich gelohnt. Nach seiner Fertigstellung wurde das Projekt der Bayerischen Hausbau mit zwei prestigeträchtigen Preisen ausgezeichnet. Für die perfekte Verbindung von Tradition und Moderne erhielt das Büro- und Wohnensemble 2017 den deutschen Fassadenpreis. Die Landeshauptstadt München adelte Lagot ein Jahr später zusätzlich mit dem Ehrenpreis für guten Wohnungsbau. In der Laudatio wurde besonders die erhebliche Aufwertung des historischen Gebäudes in seinem städtebaulichen Umfeld gewürdigt. „Für unsere Bemühungen“, sagt Maximilian Braun, „war das eine sehr schöne und besondere Auszeichnung“.